Erkundige Dich solange Deine Tiere gesund sind bereits nach einem meerschweinchenerfahrenen Tierarzt. Wenn es bereits um „Leben oder Tod“ geht, hast Du keine Zeit und Möglichkeit mehr dies zu tun. Meerschweinchen verbergen Erkrankungen so lange wie es nur irgend geht. Wenn Du feststellst, dass Dein Tier nicht gesund ist, ist vielleicht bereits ein akuter und dringend behandlungsbedürftiger Zustand erreicht.
Deswegen suche bitte bei jeder Erkrankung schnellstmöglich Deinen Tierarzt auf!
Halte Dir die Telefonnummern Deines Tierarztes und eines Notdienstes stets parat.
Es ist sinnvoll die hier genannten Medikamente und Materialien vorrätig zu haben. So kannst Du im Notfall ggf. eine Erstversorgung sicherstellen oder Dich über die Nacht retten, falls kein Notdienst erreichbar ist. Sämtliche genannten Mittel sind in der Apotheke oder Zoofachhandel erhältlich. Bitte lies Dir zu diesem Thema auch die Punkte „Schweine-TÜV“ und „Tierärzte“ durch.
Sab Simplex oder Lefax Tropfen bei Blähungen
In akuten Fällen als Erstdosis 1 ml Tropfen mit 1 ml Wasser mischen (dann ist die Verteilung im Magen-Darmtrakt besser), dann weiter jede Stunde 0,5 ml mit 0,5 ml Wasser geben. Eine Überdosierung bleibt folgenlos. Parallel empfiehlt sich die Gabe eines Schmerzmittels (idealerweise Novalgin weil es auch krampflösend wirkt). Keinesfalls Wärme zuführen weil die Fehlgärungen dadurch noch verschlimmert werden. Leichte Bauchmassagen unterstützen den Abgang der Gase. Statt Wasser sollte Fencheltee gegeben werden.
Weil Blähungen/Aufgasungen innnerhalb von Stunden zum Tode führen können ist hier eine Soforthilfe dringend erforderlich. Um die Ursache abzuklären (Kokzidien? Pilze? Hefen?), sollte auch nach Verschwinden der Symptome ein Tierarzt aufgesucht werden.
Dysticum bei wässrigen Durchfällen
Manchmal reagieren Meerschweinchen auf Futtersorten (Frischfutter z.B. zu kalt, zu nass, ungewohnt oder verdorben) mit plötzlichen Durchfällen. Eine Messerspitze Dysticum in einen Klecks Joghurt einrühren. In akuten Fällen alle 2 Stunden geben. Das Tier sofort und für mindestens 3 Tage auf reine Heu/Wasser-Fütterung setzen. Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Ggf. auch ein darmfloraunterstützendes Mittel (BBB, Omniflora) geben. Erst nach drei Tagen langsam wieder mit Frischfutterfütterung beginnen.
Bei ungeklärter Ursache oder Anhalten des Durchfalls über mehr als 12 Stunden muss sofort der Tierarzt aufgesucht werden. Unbedingt eine Kotuntersuchung (Kokzidien? Hefen? Pilze?) durchführen lassen.
Fenistil Tropfen bei Juckreiz
Wenn das Tier sich viel kratzt können Parasiten oder ein Pilz die Ursache sein. Fenistil nimmt erst einmal den Juckreiz und lindert die Beschwerden.
1 Tropfen auf 1 kg Gewicht 3 mal täglich. Fenistil macht schläfrig, deswegen nicht überdosieren. Sollte das Meerschweinchen sich bereits Hautstellen aufgekratzt haben die Stellen ggf. desinfizieren und mit Wund- und Heilsalbe einreiben.
Auch hier muss schnellstmöglich der Tierarzt aufgesucht werden.
Augenverletzungen
Diese nicht mit irgendwelchen Hausmittelchen behandeln. Vor allem die oft empfohlene Kamille darf niemals am Auge angewandt werden. Die darin enthaltenen Schwebstoffe reizen das Auge und schaden mehr als dass sie helfen. Dies gilt für alle Tee- und Kräuterzubereitungen. Wenn Du Fremdkörper (Heu o.ä.) im Auge erkennst, kannst Du versuchen sie mit warmem Wasser auszuspülen.
Bei festsitzenden Fremdkörpern oder eingetrübten Linsen sofort den Tierarzt aufsuchen.
Päppelbrei
Für den akuten Notfall reicht es Pellets vorrätig zu haben, die man in Wasser auflösen und einflößen kann.
Wenn das Tier das Fressen über mehr als 12 Stunden einstellt oder dauerhaft wenig frisst und abnimmt, muss umgehend der Tierarzt aufgesucht werden.
Bolfo Flohpuder oder Frontline Spray bei Haarlingen
Sieht man mit bloßem Auge kleine Tierchen munter auf dem Meerschweinchen (bevorzugt direkt auf der Haut und um die Haarschäfte) rumwuseln, handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um Haarlinge. Man schleppt sich diese blinden Passagiere schon mal mit Heu, Stroh oder neuen Tieren ein. Die wird man aber sehr schnell und einfach mit Bolfo Flohpuder aus dem Zoohandel (Frontline nur vom Tierarzt) wieder los. Das Puder/Spray in die Hände geben und das Meerschweinchen am ganzen Körper durchwuseln. Bauch, Beine und unter dem Schnäuzchen nicht vergessen. Augen, Ohren und Schleimhäute bitte auslassen. Behandlung nach 10 Tagen wiederholen. Sollte das Tier sich sehr viel kratzen kann man für einen Tag Fenistil geben. Da Haarlinge sehr mobil und somit schnell auch auf allen Tieren sind, sollte man den gesamten Bestand behandeln. Bolfo wirkt auch bei Pelzmilben und Flöhen. Flöhe sind aber recht selten beim Meerschweinchen, Pelzmilben kann man als Laie nicht unbedingt erkennen.
Bird Bene Bac Pulver/Paste oder Omniflora N Kapseln (Probiotika) Stabilisierung der Darmflora
Wenn das Meerschweinchen matschige unförmige Köttel absetzt. BBB als Paste: eine Tube in 2-3 Portionen über den Tag verteilt geben. BBB-Pulver: eine Messerspitze in Joghurt einrühren und 2-3 mal je Tag verabreichen. Omniflora N Kapsel öffnen und verabreichen. Alternativ können Köttel gesunder Meerschweinchen zermahlen und gegeben werden.
Vitamine, Mineralien und immunstärkende Mittel
Es gibt hier reichlich unterschiedliche Präparate auf dem Markt. Grundsätzlich sind diese bei ausgewogenener Ernährung mit gutem Heu und täglichem Frischfutter, einer sauberen Haltung mit genügend Platz, und einer harmonierenden Gruppenhaltung nicht notwendig. Vor geplanten Operationen kann eine zusätzliche Gabe von Vitaminen (Vit C) sinnvoll sein um die hierdurch erhöhten Anforderungen des Organismus zu unterstützen. Wenn einzelne Tiere aus unerklärbarer Ursache heraus häufig erkranken, können solche Mittel in Einzelfällen ebenfalls angebracht sein. Keinesfalls jedoch sollten sie dauerhaft, regelmässig und unkontrolliert einer gesamten Gruppe, z.B. über das Futter oder Trinkwasser, zugeführt werden.
Ohrenreiniger für Hunde
Mit einem solchen Ohrenreiniger kann man sehr gut eine extrem verunreinigte Kaudaldrüse reinigen. Dies ist nur notwendig, wenn die Drüse tatsächlich übermässig aktiv ist und große Fellbbereiche bis zum Rücken mit Sekret belegt. Ansonsten ist der Bereich der Kaudaldrüse immer leicht fettig/schmierig und sollte nicht gereinigt werden. In der Drüse werden Duftstoffe gebildet an denen die Tiere sich erkennen. Diese Erkennungsdüfte sollte man nicht ohne Not vernichten
Wunddesinfektionsmittel (Betaisodona, Octenisept) Wund- und Heilsalbe (Bepanthen, Hametum)
Bei kleineren Kratzern und Verletzungen. Kleinere Verletzungen immer erst desinfizieren und dann mit Heilsalbe weiterbehandeln. I.d.R. reicht es solche Verletzungen 2x am Tag mit Heilsalbe einzucremen. Wenn eine Wunde nicht innerhalb von 3 Tagen sichtlich verheilt, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden. Die Wunde kann sich dann trotzdem infiziert haben, oder die Ursache können Parasiten oder Pilz sein. In beiden Fällen sind dann wirksamere Medikamente erforderlich.
Kleine und große Einmalspritzen (ohne Nadel)
Für die Gabe von Medikamenten/Päppelbrei. Ideal für Medikamentengabe sind 1 ml-Insulinspritzen zu handhaben.
Rotlichtlampe/Wärmflasche/Heizkissen
Nur in einem Teil des Käfigs anbieten. Das Tier muss jederzeit ausweichen können!
Verbandmaterial
Aluminiumspray ist in Notfällen die idealste Lösung, weil man in einer Stresssituation mit ungeübten Händen ganz sicher keinen Verband angelegt bekommt. Sterile Kompresse, Mullbinde und Pflaster sollte aber eh in keinem Haushalt (oder Auto) fehlen
Taschenlampe
Um das Tier genau untersuchen zu können.
Papier und Stift
Für Notizen. Im akuten Fall ist man meist recht kopflos. Da kann es hilfreich sein sich alles zu notieren was einem auffällt.
Kleine Dosen
Für die Mitnahme von Kot- oder Urinproben zum Tierarzt. Z.B. Salbendöschen aus der Apotheke oder Filmrollen. Man kann sich auch beim Tierarzt geeignete Röhrchen mitgeben lassen.
Darüber hinaus ggf. vom Tierarzt:
Schmerzmittel (Novalgin, ggf. auch Rimadyl oder Metacam) als Sofortmaßnahme. Z.B. bei Blähungen/Aufgasungen. Oder auch wenn das Tier sich einen Fremdkörper ins Auge gerammt oder sonstige schwere Verletzungen erlitten hat.
(Anm.: Wir verzichten bewusst auf die Empfehlung homöopathischer Einzel- oder Komplexmittel. Eine rein symptombezogene Anwendung ohne Betrachtung des Individuums widerspricht der klassischen Lehre Hahnemanns. Wer homöopathische Mittel bevorraten möchte, möge sich bitte durch einen Heilpraktiker beraten lassen.)
(Autoren: Gina Alt mit Unterstützung durch Fr. Meier, Petra K., Ulrike W. und Rita H.)